
Jomfruland

Ganz außen im Schärengarten von Kragerø liegt Jomfruland und schützt vor den Wellen des Skagerraks.
Jomfruland ist Teil des großen Raet, das ganz Skandinavien und die Kola-Halbinsel umschließt.
Während der letzten Eiszeit, die vor etwa 117.000 Jahren begann, war ganz Skandinavien von einer dicken Eiskappe bedeckt. Als das Eis allmählich zu schmelzen begann, entstanden große Schmelzwasserflüsse, die große Mengen an Steinen, Sand und Kies vor die Eiskante ins Meer transportierten. Das Schmelzen erfolgte in Schüben. In kalten Perioden kam das Schmelzen ganz zum Erliegen und der Gletscher wuchs wieder. Dies nennen die Geologen einen Gletschervorstoß. Die Kälteperiode, die zur Entstehung des Raet führte, begann vor etwa 12.800 Jahren und dauerte gut 1.000 Jahre. Diese Zeit wird als Jüngere Dryas bezeichnet, und als es am kältesten war, stand der Gletscher mehr oder weniger still – genau dort, wo wir heute Jomfruland finden, vor 12.650 bis 12.350 Jahren. Die Eiskante lag also damals dort, wo heute Mølen und Jomfruland liegen, und man findet Spuren der Eiskante rund um ganz Skandinavien. Das gesamte lose Material, das bis zur Gletscherfront am Ende der Jüngeren Dryas transportiert wurde, blieb als unterseeischer Rücken zurück, als das Eis sich zurückzog. Heute ist dies der markante Moränenrücken, den wir Raet nennen.
Das Meer lag weit über dem heutigen Jomfruland; die Geologen gehen davon aus, dass es etwa 135 Meter tief war. Als das Gewicht des Eisschildes verschwand, hob sich das Land nach und nach – anfangs recht schnell – und noch heute hebt sich das Land um einige Millimeter pro Jahr. Als die Moräne bei Jomfruland die Wellenbasis und das Meeresspiegelniveau erreichte, bearbeiteten die Wellen das Material im Raet und wusch die feinsten Partikel aus. Das Ergebnis sind die schönen Kieselstrände auf der Außenseite der Insel. Wenn man genau hinsieht, kann man auch natürliche „Kerben“ weiter oben an den Kieselstränden erkennen. Diese sind Spuren früherer Meeresspiegel und markieren ehemalige Strände. Hier schlugen die Sturmwellen bei heftigen Jahrhundertstürmen an. Solche alten Strandlinien sind beeindruckende Naturdenkmäler und zeugen davon, dass die Erde nie ganz zur Ruhe kommt.
Trotz der relativ bescheidenen Größe der Insel (ca. 7,5 km lang und 1 km breit) gibt es eine außergewöhnlich große landschaftliche Vielfalt: von Grundgebirgsgneisen, die an einigen Stellen auf der Außenseite der Insel Felsen bilden, über Felder mit sandigen Böden, Kieselstrände, schattige Laubwälder mit fantastischer Bodenvegetation bis hin zu Sandstränden und Dünen, die vom Wind auf die Innenseite der Insel verfrachtet wurden.
Die Insel ist ein flacher Rücken aus Ablagerungen, die vor etwa 12.500 Jahren auf dem Meeresboden vor dem Inlandeis zusammengeschoben wurden. Nach Norden und Süden von Jomfruland verläuft das Raet unter dem Meer, und im Nordosten taucht es bei Mølen, einem weiteren Geopark-Standort, wieder an Land auf. Für die Anreise zur Insel informiere dich bei der Kragerø Fjordbåtselskap oder bei lokalen Taxibooten ab Kragerø oder Valle.